2014 -2 Februar
Buchpremiere und Ausstellungseröffnung im Stadtarchiv
Zu einem kalorienarmen, dafür kulturreichen „Bonbon“ laden die Aktiven vom Stadtarchiv und dessen Förderverein am 3. Februar um 19 Uhr ins Stadtarchiv (Eingang Gerberstraße) ein. Eröffnet wird die Malerei-Ausstellung „Linienspiele und me(e/h)r“ von Sabine Eckardt aus Greifswald, dazu hat der 19. Band der „Wismarer Beiträge“ seine Premiere.
Sabine Eckardt arbeitet abstrakt. Eigentlich ist sie als wissenschaftliche Archivarin leitend im Landesarchiv Greifswald tätig. Mit der Malerei als Hobby begann sie vor gut 16 Jahren für den „Seelenfrieden“, anfangs im stillen Kämmerchen, mittlerweile im Haus, das mehr Atelier und Ausstellungs- als Wohnfläche hat. Über die Jahre sind aus den braven Landschaftsaquarellen abstrakte, freie Arbeiten geworden. „Ich arbeite ohne vorgefasste Bildvorstellungen, ich fange an mit einer Farbe, die heute sein muss“, erzählt sie. Was dann passiert, sieht sie als eine Art Zwiegespräch mit sich selbst und dem Papier. „Das ist ein faszinierender Prozess, den man sich selbst unter Anteilen des Zufalls aussetzt“, so Sabine Eckardt. „Irgendwann ist denn der Punkt erreicht, wo man sagt, jetzt ist es fertig.“ Ihre Kunst hat Sabine Eckardt sich autodidaktisch angeeignet. Den Impuls gab aber ihre Zeit als Gaststudentin im Fach Malerei an der Greifswalder Uni, als über 40jährige unter den 20jährigen. „Dadurch wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt“, ist sie dankbar. Für sie ist es nach vielen Jahren sogar schon die zweite Ausstellung in Wismar.
Einen Gegensatz zur modernen Acrylmalerei aus Greifswald bietet der Blick in die Wismarer Geschichte mit dem druckfrischen Band 19 der „Wismarer Beiträge“. Beispielsweise hat der Historiker Klaus-Dieter Hoppe das für Wismar wichtige Jahr 1675 anhand von Bildquellen untersucht. Hoppe beschreibt die historisch interessante Zeit genau, angefangen von der Belagerung der Stadt durch die Dänen bis hin zum Einzug von König Christian V. von Dänemark mit seiner Gemahlin, mit Bruder und Hofstaat in die geschlagene Stadt. Hoppe: „Ohne vom Pferd zu steigen, empfing er am Mecklenburger Tor den Rat als Repräsentanten seiner neuen Besitzung. Mit entblößtem Haupt (es war Winter!) geleitete dieser ihn zur Marienkirche.“ Anhand von Plänen beschreibt Klaus-Dieter Hoppe, wie die Festung Wismar sich entwickelte. Interessanter noch eine Radierung von Jan Luyken (1649 bis 1712), in der das dänische Königspaar auf der Wendorfer Höhe die Bombardierung Wismars beobachtet.
Über „Schiffbrüchige in der südlichen Ostsee“ schreibt der Gotländer Tryggve Siltberg, die Wismarer lesen natürlich die deutsche Übersetzung. Denn: im Wismarer Archiv gibt es einen alten Band, der die Abrechnung der Armenkasse der Schiffergesellschaft zwischen 1564 und 1662 enthält. Wenn ein Seemann Schiffbruch erlitt und in Wismar an Land kam, half ihm die Schiffergesellschaft beim weiteren Überleben. „Claus Schulzensohn von Lübeck gegeben als ihr Schiff in der Ostsehe vndergangen“, so beispielsweise im Eintrag von 1597 als Zeugnis der damals selbstverständlichen Hilfe für Notleidende.
Inhalt Band 19 der „Wismarer Beiträge“:
Nicole Hollatz stellt den einzigen Archivförderverein MVs vor – den Wismarer. Julia Trinkert schreibt über die „Wismarer Kunstproduktion im Spätmittelalter“. Tryggve Siltberg recherchierte über „Schiffbrüchige in der südlichen Ostsee“, Dorothea Götze zum Thema „Lieber tot als schwedisch: die Verhandlungen über Wismar auf dem Westfälischen Friedenskongress“. Ulla Ehensvärd schreibt über „Erik Dahlberg und Wismar“, Klaus-Dieter Hoppe zum Jahr 1675, Dr. Joachim Fuchs zu den Wismarer Zirkusplakaten und Rainer Däbritz stellt das Wismarer Dampfschiff von 1883 vor, Corinna Schulz geht mit dem Findbuch zu den Wismarer Ratsverordnungen auf den Spuren der Wismarer Verwaltung. Den neuen Band gibt es, genauso wie viele der vorhergehenden, bei den Wismarer Buchhandlungen und im Stadtarchiv.